Die Vertreterversammlung ist alljährlich einer der Fixpunkte im Kalender der Volksbank Alzey-Worms. Eigentlich. Denn im Corona-Jahr war auch in dieser Hinsicht alles anders. Das größte und wichtigste Event der Wormser Genossenschaft, wurde zunächst zweimal verschoben, bevor klar war, dass man sie selbst im kleinstmöglichen Rahmen nicht würde durchführen können. „Da diese Veranstaltung ja quasi unsere Hauptversammlung ist, musste natürlich eine Alternative her“, erzählt Vorstandssprecher Günter Brück, „und zwar eine gesetzlich wasserdichte, innerhalb derer der Jahresabschluss genehmigt, die Gewinnverwendung beschlossen, Vorstand und Aufsichtsrat entlastet und Teile des letzteren neu gewählt werden konnten.“
Für die Genehmigung des Jahresabschlusses konnte man im Frühsommer auf die neu geschaffene Möglichkeit eines Umlaufbeschlusses durch den Aufsichtsrat zurückgreifen, denn hier drängte die Zeit, hatte das doch im ersten Halbjahr 2020 zu erfolgen.
„Für alle anderen Punkte wählten wir nach kurzer Überlegung die ebenfalls neue Möglichkeit der schriftlichen Beschlussfassung durch die Vertreter“, erläutert Brück weiter, „und nachdem wir uns mit juristischer Hilfe durch den diesbezüglichen Verordnungsdschungel gekämpft hatten, lief es wie am Schnürchen. Am Ende hatten wir ein tolles und sehr repräsentatives Ergebnis.“
Insgesamt dreimal wurden die Vertreterinnen und Vertreter dabei angeschrieben. Zunächst wurden in einer Einladung alle nötigen Infos zum Verfahren gegeben und die Beschlussgegenstände mitgeteilt. Ein interner Bereich auf der Website der Volksbank sorgte für die notwendige Möglichkeit zu Diskussion und Austausch. Das zweite Schreiben enthielt die Beschlüsse und mit dem dritten wurde über die Ergebnisse informiert. „Auf die sehr hohe Rücklaufquote von fast 76 Prozent sind wir schon ein bisschen stolz“, gesteht Günter Brück. „Sie zeigt, dass es uns gelungen ist, die Vertreterinnen und Vertreter für diese ungewöhnliche Vorgehensweise zu gewinnen.“
Die Ergebnisse fielen aus, wie erhofft: Vorstand und Aufsichtsrat wurden entlastet, die Herren Udo Beckmann, Werner Dahlbender, Henrik Knodel, Christof Schönenberger und Michael Stache wurden für eine weitere Amtszeit in den Aufsichtsrat gewählt. Weitere Vorschläge hatte es nicht gegeben.
Die Gewinnverwendung wurde beschlossen, wie von der Unternehmensführung vorgeschlagen. Besonderheit: Man einigte sich darauf, das Geld für die diesjährige Dividende im Gewinnvortrag zu belassen und erst zusammen mit der nächstjährigen auszuzahlen. Warum das? Günter Brück erklärt: „Bei unserem starken Jahresergebnis aus 2019 hätten wir natürlich normalerweise eine Dividende gezahlt. Aber EZB und BaFin haben bereits zu Beginn der Pandemie die dringende Empfehlung an die Banken gegeben, es dieses Jahr nicht zu tun, um sicherzustellen, dass im aktuellen wirtschaftlich schwierigen Umfeld bestmöglich die wichtige Kreditvergabe an private Haushalte und Unternehmen unterstützt werden kann. Gerade als Genossenschaftsbank sahen wir uns hierbei unbedingt in der Pflicht.“ Er sei froh, führt Günter Brück weiter aus, dass die große Mehrheit der Vertreterinnen und Vertreter dies genauso gesehen hätte. „Solidarität ist einer unserer Grundwerte, denen wir konsequent folgen. Dies konnten wir hier einmal mehr mit Taten untermauern. Daher freue ich mich, dass fast alle mit uns an einem Strang gezogen und diesen Beschluss gefasst haben.“
Trotz des reibungslosen Verlaufs und vielen positiven Rückmeldungen der Volksbank-Vertreter wünscht sich Günter Brück für das nächste Jahr keine Wiederholung einer rein schriftlichen Beschluss-Lösung. „Wir sind keine anonyme Großbank, bei uns kennt man sich und freut sich auf und über den Austausch untereinander. Das hat uns dieses Jahr schon sehr gefehlt, daher hoffen wir auf eine baldige Rückkehr zur Normalität und auf eine Vertreterversammlung unter gewohnten Bedingungen im nächsten Jahr.“